Wie moderne Technik den Unterricht bereichert
Frank Schmelz, Lehrer für Biologie und Chemie, ist gerade dabei, VR-Technologie an der Friedrich-Fischer-Schule zu etablieren. Virtual Reality, kurz VR, ist eine computergenerierte Wirklichkeit, die man durch die Nutzung einer speziell dafür vorgesehenen Brille erleben kann. In dieser virtuellen Realität kann man sich, abgeschottet von der wirklichen Realität, bewegen und auch mit Personen oder Dingen interagieren. Das Interview führte Max Nötzold.
Herr Nötzold: Schön, dass wir heute etwas über diese interessante Technologie erfahren! Kannst du uns ein paar grundsätzliche Informationen über VR-Brillen geben? Was geht bereits, wo gibt es noch Hindernisse, wofür wird die Brille derzeit verwendet?
Herr Schmelz: Der Stand der Technik ist auf diesem Gebiet relativ weit. Die Haupteinsatzgebiete liegen derzeit noch dort, wo man am meisten Geld damit verdienen kann, nämlich in der Computerspielindustrie. Da boomt es aktuell auch kräftig. Auch größere Betriebe nutzen die Brillen bereits beispielsweise zu Ausbildungszwecken. Die Verwendung in der Schule ist aktuell noch eine Nische, aber es sieht alles danach aus, dass das nicht so bleiben wird und diese Technik in den nächsten Jahren zunehmend auch in der Schule Einzug halten wird.
Herr Nötzold: Welche Spiele sind das denn genau, die mittlerweile mit VR-Unterstützung laufen? Ich kenne es beispielsweise selbst, dass man Sportspiele wie Tischtennis gegen Menschen auf der ganzen Welt spielen kann.
Herr Schmelz: Ja, das ist interessant. Es gibt mittlerweile auch Mixed-Reality Möglichkeiten, verschiedene Onlinespiele und die Bandbreite ist riesig. Man kann in der virtuellen Realität live gegeneinander antreten, auch Profis nutzen das. Daneben gibt es altbekannte Klassiker wie Batman.
Herr Nötzold: Und welche Potenziale siehst du für den Einsatz von Virtual Reality im Unterricht?
Herr Schmelz: Ganz klar, dass es eine Erweiterung unserer Möglichkeiten ist. Aufgrund von immer strikteren Vorschriften ist es etwa in meinem Fach Chemie immer schwieriger, Versuche durchzuführen. Mittels VR-Brillen können wir nun jedoch Dinge simulieren, die in der Realität zu gefährlich sind, um sie in einer Schule zu machen. Die Schülerinnen und Schüler können mit virtuellen Chemikalien arbeiten und allgemein gibt es vielfältige Möglichkeiten, um Sachverhalte zu visualisieren und die ganze Welt plastischer im Unterricht darzustellen. In Biologie könnte man auch DNS-Modelle auseinandernehmen und wieder zusammensetzen oder die Anatomie von Lebewesen untersuchen.
Herr Nötzold: Als Geschichtslehrer denke ich sofort daran, mithilfe solcher Brillen auch Orte zu begehen. Von der Pyramide bis zur Gedenkstätte gibt es da bestimmt enorme Möglichkeiten. Sicher wird die Technik echte Exkursionen nicht vollständig ersetzen, das soll sie auch nicht. Aber eine gewinnbringende Erweiterung des Unterrichts ist sie In jedem Fall. Unser Schulleiter Herr Prosch und du haben mit der VR-Brille ja bereits erste Versuche im Unterricht gemacht – wie haben denn eigentlich die Schülerinnen und Schüler darauf reagiert?
Herr Schmelz: Beim ersten Einsatz im Unterricht wurden beispielsweise Flammenfärbungsversuche gemacht und die Lernenden konnten verschiedene Stoffe testen. Sie hatten dabei sichtlich Spaß und haben ihre Experimente gewissenhaft durchgeführt, sodass ich glaube, dass so etwas auf jeden Fall die Motivation steigern kann.
Herr Nötzold: Und wie sieht es hinsichtlich der Bedienung aus? Ist sie für die Schülerinnen und Schüler schwierig und brauchen sie viel Einarbeitungszeit?
Herr Schmelz: Nein, sie können intuitiv überraschend schnell mit der Brille umgehen. Ich musste ihnen lediglich kurz erklären, wie das Programm funktioniert, aber sie sind kurzfristig super zurechtgekommen und haben sich auch gegenseitig geholfen. Digitale Medien sind heutzutage ja für junge Menschen an der Tagesordnung, also war das im Grunde kein großer Schritt mehr.
Herr Nötzold: Wir sind derzeit eine von wenigen Schulen, die bereits VR-Technologie einsetzt. Wo siehst du diese Technik in Zukunft und wie könnte sie den Unterricht beeinflussen?
Herr Schmelz: Mit allen digitalen Medien standen wir irgendwann am Anfang und sie haben sich rasend schnell weiterentwickelt, sodass ich glaube, es wird auch hier nicht anders sein.
Herr Nötzold: Das könnte ich mir auch vorstellen. Ich glaube sogar, der Umgang mit VR-Technologie könnte in Zukunft eine Kompetenz sein, die auch auf dem Arbeitsmarkt gefragt ist. Erst vor wenigen Tagen habe ich mich mit Mitarbeitern von unserem neuen Kooperationspartner Riedel-Bau unterhalten und dabei erfahren, dass das Unternehmen diese Technologie bereits einsetzt, um Bauwerke zu planen und sie den Kunden dreidimensional vorzustellen, sie virtuell zu begehen und mehr. Dabei habe ich besonders an unsere Schüler gedacht. Wenn sie diese Skills bereits in der Schule erworben haben damit umgehen können, profitieren sie in der Arbeitswelt sicher auch davon.
Herr Schmelz: Sicherlich, damit werden wir als Schule einmal mehr unserer Aufgabe gerecht, die Leute auf die Arbeitswelt vorzubereiten. Das ist ja das Schöne an Schule im Allgemeinen und besonders daran, dass wir hier an der FFS so offen für neue Technologien sind.
Herr Nötzold: Danke für das interessante Interview! Ich werde den weiteren Weg der VR-Brillen an unserer Schule mitverfolgen und bin sehr gespannt darauf, wie sich das entwickeln wird.