Herr Schäfer hat am 14. März, dem offiziellen "Pi"-Tag, den deutschen Rekord gebrochen: Er hat sich 18.290 Zahlen gemerkt. Der Rekord hat unglaubliche 11 Stunden 29 Minuten gedauert. Hierzu führte Herr Nötzold ein Interview mit dem frischgebackenen Rekordhalter:
Herr Nötzold: Hallo Christian, herzlichen Glückwunsch zu deinem super Erfolg – du hast 18290 Nachkommastellen der Zahl Pi korrekt auswendig aufsagen können. Wie kommt man auf so ein verrücktes Vorhaben?
Herr Schäfer: Vielen Dank! Ich betreibe nun schon seit mehr als 15 Jahren Gedächtnissport, d. h. ich nehme an Wettbewerben teil, bei denen man sich in (kurzen) Disziplinen z. B. innerhalb von je 5 min möglichst viele Zahlen, Spielkarten, Wörter, Namen etc. merken muss. Mich hat schon immer der Gedanke gereizt, einmal auszutesten, wie viel ich mir merken kann, wenn ich theoretisch unbegrenzt viel Zeit zum Merken habe. Motiviert von meinen Erfolgen bei der Gedächtnis-WM im vergangenen November in Schweden, habe ich den “Schwung” mitgenommen und da hat sich der Tag der offenen Tür an unserer Schule für einen Rekordversuch angeboten. Dieser erste Versuch war zwar leider nicht erfolgreich, da ich nach 11.214 Nachkommastellen einen Fehler gemacht habe (die Regeln sind sehr streng: Es zählen nur die Ziffern bis zum ersten Fehler), aber am “Pi-Tag” habe ich den Rekord zum Glück übertreffen können.
Herr Nötzold: Du hast nach ca. korrekten 5000 Stellen abbrechen und neu ansetzen müssen. Was geht einem da durch den Kopf?
Herr Schäfer: Das war natürlich erst einmal ein “Schlag ins Gesicht”. Es waren bereits mehr als 2 Stunden vergangen und mit dem Fehler war die bisherige Arbeit und vor allem die Konzentration umsonst gewesen. Der gesamte Versuch dauerte dadurch natürlich deutlich länger und damit ergab sich am Nachmittag auch das Problem, dass wir neue Schiedsrichter auftreiben mussten An dieser Stelle möchte ich allen Schiedsrichtern aus dem Kollegium danken, die teils viele Stunden ihrer Freizeit geopfert haben, um diesen Rekord zu ermöglichen: Frau Stimper, Herr Reinhard, Frau Bergmann, Frau Gießübel, Frau Faber, Frau Müller-Erichsen und Frau Sauer! Beim ersten Rekordversuch im Februar waren bereits Frau Gießübel, Frau Fuchs und Frau Pfaab mit dabei! Ebenso möchte ich mich bei der Schulleitung bedanken, die mir einen entsprechenden Rahmen geboten und die Durchführung an beiden Tagen ermöglicht hat.
Herr Nötzold: Du bist schon seit vielen Jahren Gedächtniskünstler, wie du auch schon bei „Wetten, dass..?“ gezeigt hast. Wie hat bei dir alles angefangen?
Herr Schäfer: Oft werde ich gefragt, wann ich gemerkt habe, dass ich ein gutes Gedächtnis habe. Ich habe aber kein besseres Gedächtnis als jeder andere (man frage nur mal meine Frau 😉), sondern ich habe Techniken erlernt, mit denen solche Leistungen möglich sind. Angefangen hat alles 2008, als ich den damaligen Kinder-Weltmeister in einer TV-Show gesehen habe, der sich dort eine lange Zahlenreihe gemerkt hat und erzählte, dass man dies lernen könne (“TV Total” mit Stefan Raab). Daraufhin habe ich mir (ganz klassisch) ein Buch gekauft und mich selbst damit beschäftigt.
Herr Nötzold: Wie viele Stunden Training stecken in deinem Erfolg?
Herr Schäfer: Mit der Vorbereitung auf den Pi-Rekord habe ich in den Weihnachtsferien begonnen und seitdem ca. 2 Stunden pro Tag investiert, d. h. ganz grob ca. 150 Stunden. Das Ganze kann man sich etwa so vorstellen: Zunächst einmal habe ich mir sehr viele Wege (sog. Routen) gesucht, die ich selbst kenne oder die ich in Online-Welten abgeschritten bin. Entlang dieser Routen habe ich kreativ Bilder abgelegt, die für die Ziffern stehen (ich habe ein System im Kopf, bei dem jede dreistellige Zahl einem festen Bild entspricht). Beispielsweise habe ich meinen Weg beim Londoner Big Ben begonnen, der in eine Tröte (141) pustet, die ich mit einem Lippenstift (592) bemale und anschließend in einen Schal (653) einwickle.
Daran sieht man auch, dass man nicht gut in Mathe sein muss, um sich Zahlen merken zu können - es geht vielmehr um Fantasie und Kreativität!
Herr Nötzold: Wie nutzt du deine Gedächtnisfähigkeiten im Unterricht an der FFS und was können unsere Schüler von dir lernen?
Herr Schäfer: Ich selbst nutze Gedächtnistechniken im Unterricht vor allem zum Lernen der Schülernamen: Einem Thomas schmiere ich Tomaten ins Gesicht, bei einem Ali haben sich ganz viele Aale im Haar verfangen - natürlich alles nur in meinen Gedanken! Wenn ich hier kreativ bin, bleiben die Bilder und damit die Namen sehr gut hängen!
Schülerinnen und Schüler können mit dem Einsatz von Gedächtnistechniken überall dort enorm profitieren, wo sie Dinge auswendig lernen müssen: Geschichtsdaten, Vokabeln, Definitionen, Hefteinträge, Referate etc. Letztlich geht es immer darum, aus den Informationen gedanklich Bilder zu erzeugen und diese z. B. in Form einer Geschichte kreativ miteinander zu verbinden oder entlang eines Weges abzulegen.
Max Nötzold, StR