„Was? – Sowas steht bei uns in der Gegend?“
…das war nur eine von vielen erstaunten Reaktionen beim Anblick der Konstitutionssäule in Gaibach, einem Ortsteil von Volkach, und nur wenige Kilometer vom Schulort Schweinfurt entfernt. Im Rahmen des Geschichtsunterrichts der 13. Jahrgangsstufe besuchte die Klasse FWT/FTW13 dieses Denkmal der Demokratiegeschichte und der Verfassungsentwicklung in Bayern. Gebaut zwischen 1821 und 1828 auf Veranlassung des Franz Erwein Graf von Schönborn, erinnert die Gedenksäule an den Beginn der konstitutionellen Verfassung des Königreiches Bayern im Jahre 1818. Jährlich sollte von damals an durch Feste und feierliche Reden an den Erlass der Verfassung erinnert werden, wobei schon 1832 die Erinnerungsfeier in die Geschichte einging: kritische Reden und Rufe nach einer Revolution brachten König Ludwig I. dazu, sich vom Frühkonstitutionalismus abzuwenden, Graf von Schönborn sah keine weitere Veranlassung mehr, der Verfassung zu gedenken. Und so verfiel die Säule, die von Leo von Klenze geplant wurde und an die Trajanssäule in Rom erinnert, in einen langen Dornröschenschlaf, der dauerhaft erst nach 1978 beendet wurde, als der damalige bayerische Ministerpräsident Alfons Goppel die Verfassungsfeiern wiederbelebte.
Glücklicherweise blieb die Säule in ihrer Bausubstanz erhalten. Wenn nun auch nicht mehr begehbar, so erinnert sie doch an die erste frühkonstitutionelle Verfassung es Königreiches Bayern, und das direkt vor der Haustür.
Thorsten Kunkel, OStR