Christiane Landgraf an der FFS: Science Fiction ist anders
„Wie würdet Ihr in dieser Situation handeln?“ fragt Christiane Landgraf die Schülerinnen und Schüler der Friedrich-Fischer-Schule. Die Rede ist von Jeff Rodgers, einem ehrgeizigen und ebenso genialen Informatiker, der schon als Student die Aufmerksamkeit der CIA auf sich zieht. Diese steuert so subtil sein Leben, dass es schon fast zu spät ist, als er es endlich bemerkt.
Christiane Landgraf, fränkische Journalistentochter aus dem Raum Schweinfurt, Marketingfachkraft, Event Managerin, PR Spezialistin stellt ihren Roman „Social Rating“ vor. Innerhalb von nur dreieinhalb Monaten hat sie ihren Thriller geschrieben. Der zweite Teil mit dem Titel „Social Hideaway“ ist auch schon fertig und wartet auf die Verlagsfreigabe. Die Schüler der Klassen FW11f, BVKLb, FT11c, FT11d nutzen die Gelegenheit, eine echte lebende Autorin kennenzulernen. Ein Umstand, der für den Deutschunterricht nicht unbedingt der Regelfall ist.
Technische Lösung
Jeff ist mit der Aufgabe betraut, die Software von selbstfahrenden Autos zu entwickeln. Rein technisch für ihn kein großes Problem. Doch dann stellen sich seinem Einwicklungseifer plötzlich ethische Fragen in den Weg. Wenn ein selbstfahrendes Auto in einen Unfall verwickelt wird: Wer entscheidet darüber, wer lebt oder stirbt? Der Mensch ist für seine Taten selbst verantwortlich. Er reagiert in Extremsituationen instinktgesteuert. Die alte Dame auf dem Gehweg ist wertvoller als die Steinmauer auf der anderen Seite der Straße. Im Bedarfsfall fährt man sein Auto lieber an die Wand als das Leben eines Menschen zu gefährden. Was passiert aber, wenn man sich entscheiden muss, zwischen einer Person rechts und einer Personengruppe links? Wer darf leben? Wer darf geopfert werden? Wer soll das entscheiden? Der Roman „Social Rating“ zeigt hierzu eine verblüffend einfache technische Lösung: ein Minichip, berührungsfrei abtastbar, unter die Haut injiziert.
Social Rating
Jeder Algorithmus muss nach solchen Überlegungen scheitern. Es ist nicht möglich, alle denkbaren Szenarien zu berücksichtigen. Daher erhält jeder Mensch gemäß seiner Gesundheit, Bedeutung und Stellung innerhalb der menschlichen Gesellschaft eine eindeutige Ziffer von 1 bis 12 - das sogenannte „Social Rating“. Damit kann die Software der autonomen Fahrzeuge der Zukunft problemlos Entscheidungen darüber treffen, wer im Falle einer Unfallkollision als entbehrlich gilt. Eine einfache Ziffer reicht. Der Mensch wird wieder einmal auf eine Nummer reduziert. Im Zweifelsfall kann der unheilbar Kranke oder überflüssige Alte überfahren werden, damit das dreijährige Kind oder der gesellschaftlich höher stehende Wirtschaftsboss überleben kann.
Einfacher Chip
Das Hardware-Medium für diese wichtige Information ist ein einfacher Chip, der problemlos unter der Haut eines Menschen angebracht werden kann. So trägt jeder bald seinen drahtlos auslesbaren Minichip unter der Haut und ist damit der gläserne Bürger der Zukunft schlechthin. Jeff weigert sich zunächst, all diese Möglichkeiten in seiner Software umzusetzen, aber dann wird seine Tochter entführt, und der Druck auf ihn und seine Familie bis ins Unerträgliche verstärkt.
Bereits Wirklichkeit
Das Unbehagliche dabei ist, diese technischen Möglichkeiten haben wir bereits. 2016 ließen sich zahlreiche mündige Bürger auf der CeBit einen solchen Chip unter die Haut pflanzen, um z.B. eine Tür ohne Schlüssel öffnen zu können oder sich anderweitig die Passworteingabe zu ersparen. Bei Hunden oder Katzen ist ein solcher Chip inzwischen schon Alltag. Science Fiction ist etwas anderes. So schön es sich bei der Lektüre dieses Romans gruseln lässt, so bedenklich ist dennoch unser gegenwärtiger gesellschaftlicher Zustand. Man arbeitet inzwischen ernsthaft daran, selbstfahrende Autos zur Marktreife zu entwickeln. Die A9 ist Teststrecke. Zuerst wird die neue Technologie in Deutschland auf den Autobahnen erprobt. Wie man im Detail mit all diesen neuen Problemen umgehen wird, die sich dann ergeben, steht noch in den Sternen.
Keine Lösung
Im Roman von Christiane Landgraf übertreffen sich die Ereignisse gegenseitig an Dramatik. Eine Lösung all dieser Probleme ist auch bei ihr nicht in Sicht. Schließlich muss noch etwas übrigbleiben für den nächsten Romanteil, der frühestens nach sechs weiteren Monaten herauskommen wird. Die Schülerinnen und Schüler zeigen ihr Interesse an diesen Problemen durch interessierte Fragen im Anschluss an den gelungenen Vortrag.
Stefan Pfister, OStR